Die
Berichte zu dem Doppelfest bleiben noch eine Zeitlang
erhalten und bilden auch weiterhin eine reich facettierte Rückschau auf
diesen ereignisreichen Tag des Jahres 2018. Besonders
beachtenswert ist der Umstand, dass der Kirchenvorstand dieser kleinen
Gemeinde zu diesem Anlass eine Festschrift herausgegeben hat, zu der ihr
Geschäftsführender Vorsitzender, Heinrich Meurs, als Herausgeber
verantwortlich zeichnet. Dieses 300-seitige Buch mit dem Titel „Ollheim. 950 Jahre Ulma. 100 Jahre Kirchweih“, erschienen im Barton-Verlag, ist bereits mit einer Rezension bedacht. Sie stellt die Begrifflichkeit von Heimat
ins Zentrum ihrer kritischen Betrachtung. Dabei wird deutlich, dass
dieses, gleichermaßen ansprechend und anspruchsvoll gestaltete
300-seitige, überaus reich bebilderte Buch offensichtlich den nur vage
zu bestimmenden Zeitgeist getroffen und dem so schwer zu fassenden
Begriff „Heimat“ eine konkrete Facette hinzugefügt hat.
Das Jubiläumsfest war durch eine Anzahl von Programmpunkten gekennzeichnet: Gedenken
der Kriegstoten beider Weltkriege am Ehrenmal durch die 1.
Vizelandrätin des Rhein-Sieg-Kreises, Notburga Kunert zusammen mit dem
Ollheimer Ortsvorsteher, Paul Bison. Enthüllung eines Jubiläumssteins in Bezug zu 950 Jahre Ersterwähnung durch die Bürgermeisterin von Swisttal, Petra Kalkbrenner. Feierliches
Choral-Hochamt in Konzelebration mit Domkapitular Msgr. Anno Burghof
als dem Vertreter des Erzbistums unter hoher Beteiligung und in
Anwesenheit einer Vielzahl an Ehrengästen bzw. von Abordnungen der
Dorfvereine. Mittagessen im Pfarrhaus für Viele, vorbereitet und ermöglicht durch unzählbar Viele. Vorstellung der Festschrift „Ollheim“
zusammen mit dem Herausgeber und den Autoren, moderiert durch die
Verlagsleiterin des Barton-Verlages Marietta Thien. Eröffnet mit
Grußworten Siegburgs, überbracht durch die Stv. Bürgermeisterin Dr.
Susanne Haase-Mühlbauer. Jubiläums-Konzert in der Reihe „Orgelkultur Sonntags um 5“ mit Prof. Johannes Geffert und Peter Scheerer (Trompete). Kaffeetrinken im Pfarrhaus für Viele, vorbereitet und ermöglicht durch unzählige Viele. Kölsch-Rock-Konzert und „abrocken“ mit den „Sibbeschuss“ in der Pfarrscheune. Das Jubiläums-Orgel-Trompeten-Konzert ist mit einer Rezension bedacht, die den Reigen der Berichte vervollständigt. Die
Reihe „Orgelkultur Sonntags um 5“ hatte zunächst eine Pause eingelegt. Am 11.
November 2018 jedoch haben wir das 250-Jahres-Jubiläum unserer
Christian-Ludwig-König-Orgel gefeiert. Schließen möchte ich mit einem Zitat aus einer „Rezensions“-Mail zu dem Buch Ollheim: „Aus
den Fotos und den Texten spricht die Freude am genauen Hinschauen,
Recherchieren, Quellen suchen, die Freude in Ollheim auf Spurensuche zu
gehen, Menschen und ihr Tun wichtig zu nehmen, sie zu würdigen … – neue
Perspektiven zu eröffnen! Manches wie z.B. die Steine der Kirche,
handgeformt aus Ollheimer Lehm, sehen wir nun mit noch mehr
Wertschätzung. Und das durch die positiven menschlichen Kontakte
entwickelte Heimatgefühl ist … noch weiter gewachsen. … Den auf
leidvollen Erfahrungen beruhenden und dennoch mit Humor gespickten
letzten Beitrag fanden wir mutig, ergreifend, ehrlich. Er rundet das
Buch toll ab.“
Jubiläum des Ortes Ollheim und der Kirche Sankt Martinus
V.l. Notburga Kunert, Petra Kalkbrenner, Heiner Meurs, Paul Bison, Monsignore Anno Burghof und Pater Stanislaus Friede am Jubiläumsstein. Die
Ollheimer haben am Sonntag, den 5. November 2017, ein Doppeljubiläum
anlässlich des rund 950-jährigen Bestehens des Ortes und 100 Jahre
Kirchweih der katholischen Pfarrkirche Sankt Martinus gefeiert. Zu
Beginn der Feierlichkeiten gedachte man den Toten der Weltkriege am
Ehrenmal. In den fast 1000 Jahren hätten viele Menschen daran mitgewirkt
Ollheim über die Jahrhunderte durch Kriege und andere Nöte zu erhalten,
darauf dürften die Nachfahren stolz sein, sagte Vize-Landrätin Notburga
Kunert. Der Gedenkstein, der an die Ersterwähnung Ollheims im Jahr 1064
erinnert, wurde gemeinsam von Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und dem
Ollheimer Ortsvorsteher Paul Bison enthüllt. Der naturbelassene
Basaltstein aus der Eifel ist mit einer Bronzetafel versehen. Neben der
Jahreszahl der Ersterwähnung Ollheims 1064 ist ein Bildnis des Kölner
Erzbischhofs Anno II. zu sehen. Darunter befindet sich der Schriftzug
„Ulma“, wie der Ort in der Urkunde für das von Anno II. gegründete
Siegburger Kloster benannt ist. Ebenso sind der heutige Name „Ollheim“
und das Ortswappen abgebildet. Anlässlich des Doppeljubiläums wurde die
Festschrift „950 Jahre Ulma - 100 Jahre Kirchweih“ aufgelegt.
Das
umfassende Kompendium mit über 300 Seiten entstand unter der
Federführung des Geschäftsführenden Vorsitzenden des Kirchenvorstandes
Heiner Meurs. Neun Autoren haben Beiträge über die
Entwicklungsgeschichte Ollheims, das Dorfleben und die Geschichte der
Kirche Sankt Martinus verfasst. Das Werk enthält 650 Bilder des Ortes,
die von Alexander Schulte stammen und aus seinem Archiv. „Die
Festschrift ist eine Errungenschaft Ihres bürgerschaftlichen Engagements
auf das Sie stolz sein dürfen. Damit geben Sie an uns und die kommenden
Generationen die Geschichte Ollheims weiter und halten die Erinnerungen
lebendig“, sagte Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner. Sie dankte allen,
die sich an dem Buch mit Text- oder Bild-Beiträgen beteiligt haben und
ebenso den Spendern, die das Projekt finanziell unterstützten. Am
Nachmittag wurde die Festschrift der Öffentlichkeit gemeinsam mit
Autoren und Unterstützern präsentiert. Ein musikalischer Höhepunkt des
Festprogramms waren das Orgel-Trompeten-Konzert mit Johannes Geffert
(Orgel) und Peter Scheerer (Trompete) in der Kirche und Kölsch-Rock mit
„Sibbeschuss“ im Pastorat.
Siegburgs kleine Schwester feierte nachträglich Geburtstag.
Man
lernt nie aus. Dass Siegburg im 700 Einwohner zählenden Örtchen
Ollheim, Gemeinde Swisttal, eine kleine Schwester hat, war bis vor
kurzem nur den absolut Geschichtsfesten bekannt. Dann aber flatterte uns
eine Einladung zur 950-Jahr-Feier in Ollheim ins (Rat-)Haus und brachte
Erleuchtung.
Zum
Hintergrund: Gemäß Gründungsurkunde der Abtei Siegburg durch Anno II.
aus dem Jahr 1064 hat der fromme Mann dem Kloster die Hälfte der
Einnahmen aus der Ollheimer Pfarrstelle zugesichert, "Ecclesiam que
est... in Olma medietatem".
Dieses
"Olma" gilt den Ollheimern als Ersterwähnung, womit sie ebenso alt
wären wie Siegburg. Nun wurde das 950. Stadtjubiläum aber nicht - wie in
der Kreisstadt - 2014 gefeiert, sondern erst Anfang November 2017, zur
100. Kirchweih des Ollheimer Gotteshauses St. Martinus.
Vizebürgermeisterin
Susanne Haase-Mühlbauer reiste also in den tiefen Westen des
Rhein-Sieg-Kreises und dankte artig. Für die Einladung und das Geld,
welches Ollheim in ferner Vergangenheit zahlte. "Die Ollheimer hatten
wichtigen Anteil an der wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit des
geistigen Zentrums, das sich auf der Abtei auf dem Michaelsberg befand.
Und ja, auch heute mit dem Orden der Unbeschuhten Karmeliten und dem KSI
noch befindet." Unser Foto zeigt Haase-Mühlbauer mit Heiner Meurs,
Geschäftsführer des Kirchenvorstands an Sankt Martinus (l.), und
Ortsvorsteher Paul Bison. In Händen hält sie das Geschenk, eine
historische Siegburger Stadtansicht.
Wer
es nicht ganz so mit der Vergangenheit, sondern mehr mit aktuellem
Sport hat, dem sei folgende Fußnote mitgegeben. Der deutsche
Nationaltorwart Andreas Wolff lernte bei der traditionsreichen SG
Ollheim-Straßfeld das Handballspielen. Zum Jubiläum ist eine Festschrift
erschienen mit spannenden Artikeln, die auch die Verbindung von Ollheim
und Siegburg aufdecken, begründet vom Hl. Anno, und gibt so Auskunft
über die "Schwesterbeziehung" Ollheim-Siegburg. Die Ollheimer haben als
Autoren hochkarätige Wissenschaftler eingespannt, darunter Dr. Max
Plassmann, Abteilungsleiter im Historischen Archivs der Stadt Köln, und einen
Fachmann von der Bonner Orgelbau-Firma Klais.
"Ollheim. 950 Jahre Ulma. 100 Jahre Kirchweihe St. Martinus. Eine Festschrift", ISBN 978-3-934648-16-6,
19,90 Euro.
Zum Konzert in Ollheim, St. Martinus, zum Jubiläum am 5. November 2017
Prof. Johannes Geffert, H. Meurs, Peter Scheerer. Dass
dann die Zuhörer auch noch etwas zum Schmunzeln hatten, dafür sorgten
in dem wohlüberlegten Programm zwei „musikalische“ Vögelchen – ein
Kuckuck mit dem „Cappriccietto sopr il cucu“ und eine Nachtigall mit
ihrer „Aria bizzarra del Rossignolo“ – um den witzigen Höhepunkt des
Nachmittags vorweg zu nehmen. Um
diese beiden Miniaturen gruppierten sich Choralvorspiele von Johann
Sebastian Bach, eigene Bearbeitungen der beiden Solisten aus Kantaten
des Thomaskantors, bei denen der Cantus firmus, also die Choralmelodie,
jeweils von der Trompete gespielt wurden sowie das „große“ Präludium und
Fuge in c-moll (BWV 549), bei dem Geffert im Pedalsolo sehr trefflich
das seit 1768 ergänzte Pedal mit seinen 2 Registern erklingen lassen
konnte. Dass
sich die in ihrer Größe nicht allzu umfangreiche Orgel so vorstellte,
ist Johannes Geffert zu danken, bei dem jeder hören konnte, dass er
seine Musik selber genießen kann: er fand immer wieder neue, geradezu
zauberhafte Klangfarben mit den drei gedeckten Flöten und der
historischen Gamba, kombinierte das mit den Principalen, bis hin zum
vollen Plenum der Orgel: so können nur echte barocke Orgeln klingen! Peter
Scheerer erwies sich als sicherer Solist, dessen Spiel mit der Orgel
harmonierte. Denn zu Recht ist „Orgel und Trompete“ seit seiner
Entdeckung durch Maurice André in den 1960igern beliebt. Auch diesmal
wurden mit den Sonaten von Godfrey Keller und Guiseppe Torelli, mit der
bekannten Sinfonia von Marc Antoine Charpentier und dem wohl
bekanntesten Trumpet Voluntary von Henry Purcell eine wunderbare Musik
ausgebreitet. Zum Schluss konnten dann sogar alle in den Jubel mit dem
Choral „Nun danket alle Gott“ einstimmen. Nach
einem abwechslungsreichen musikalischen Nachmittag mit zwei begnadeten
Musikern dankten die Zuhörer mit reichlich Applaus von ganzem Herzen!